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Kontrastmitteluntersuchung

Kontrastmitteluntersuchung am Habichtsadler

Bariumsulfathaltige Kontrastmittel

Die oral zur Darstellung von Speiseröhre, Magen und Dünndarm sowie rektal zur Darstellung des Colons applizierten Kontrastmittel sind, von speziellen Indikationen abgesehen, Bariumsulfat (BaSO4)-Suspensionen in Wasser.

Barium ist ein calciumähnliches Erdalkalimetall und gehört als Element Nr. 56 zur II. Hauptgruppe (Beryllium, Magnesium, Strontium, Calcium, Radium). Es wurde 1855 von Bunsen entdeckt. BaSO4 ist auch bekannt als Baryt, Schwerspat und Permanentweiß, letzteres uns als Deckweiß aus dem Wasserfarbkasten bekannt. Das Röntgenkontrastmittel wird in der Pharmakologie als Barium sulfuricum purissimum bezeichnet.

Ionisches Barium (Ba2+) und Bariumsulfid (BaS) sind hochgiftig. Bariumsulfat hingegen ist chemisch inert und wird nicht resorbiert, sondern auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden.

Die Viskosität und damit die Haftfähigkeit des Kontrastbreis an der Darmwand kann durch Zusatz von Haftmitteln wie Pektin oder Tylose verbessert werden. Andere Hersteller verzichten auf solche Verdickungsmittel und mischen Anteile relativ grober BaSO4-Partikel mit Größen von bis zu 30 µm bei. Diese groben Partikel sedimentieren in den Schleimhautfalten und sollen dabei einen besseren Kontrast erzielen.

Im sogenannten Doppelkontrastverfahren werden neben diesem positiven Kontrastmittel negative Kontrastmittel gleichzeitig eingesetzt. Entweder wird Luft über eine Sonde zugeführt oder Natriumbicarbonat mit Zitronensäure gegeben. Hieraus entwickelt sich Kohlendioxid. So wird ein negativer Kontrast des Darmlumens erzielt, während sich die Darmwand tapetenartig mit dem Bariumsulfat überzieht.

Kontraindikationen für die Anwendung von BaSO4 sind zu vermutende Perforationen im Verdauungstrakt (Magenulcera, Dickdarmdivertikel etc.). Dies gilt auch für kurz zuvor durchgeführte Probeexzisionen. Zwar kommt es nicht, wie früher häufig unterstellt, zu Vergiftungserscheinungen, es entstehen jedoch ausgedehnte Fremdkörperreaktionen im Sinne einer „sterilen“ Bariumperitonitis, da das Bariumsulfat nicht wieder ausgeschieden werden kann. Natürlich kommt es bei Perforationen mit Bariumsulfat auch zu komplizierenden Entzündungen, bedingt durch den mit austretenden Darminhalt und die in ihm enthaltenen Bakterien.

Kommt es einmal zu einer Bariumsulfat-Perforation in die Bauchhöhle, sollte unmittelbar chirurgisch interveniert werden, um das Kontrastmittel möglichst vollständig zu entfernen.

Besteht der Verdacht auf Vorliegen einer Perforation, sollte auf jodhaltige Kontrastmittel ausgewichen werden, wie zum Beispiel auf das jodhaltige Natrium- und Meglumin-Amidotrizoat

Indikationen zum Einsatz bariumsulfathaltiger Kontrastmittel sind die Darstellung der Speiseröhre, des Magens und Duodenums, des Jejunums, Ileums und letztlich des Colons.
Auch bei endoskopisch bereits gesichertem Tumor möchten die Chirurgen häufig eine exakte topographische Bestimmung mit Lage, Größe und Ausdehnung des Tumors sehen.
Dies gilt zum Teil auch für entzündliche Erkrankungen wie bei der Colitis ulcerosa und dem M. Crohn. Eine Domäne innerhalb der Röntgendiagnostik stellt weiterhin der Dünndarm dar, der nicht ausreichend endoskopisch einsehbar ist. Fragestellungen sind hier Dünndarm-Tumoren wie auch entzündliche Erkrankungen, desgleichen die Fahndung nach Verursachern eines Dünndarmileus (Invagination, Volvulus, entzündungs- oder operativ bedingte Verwachsungen etc.).